Der öffentliche Dienst im Krisenmodus Österreichische Post AG. SP 08Z037863 S. Retouren an Postfach 555, 1008 Wien Bei uns sind Sie sicher gut informiert! OÖ Infomagazin Mehr Service. Mehr Information. Juni 20206 810 4 19 Inhalt Juni 2020 Impressum Gewerkschaft Öffentlicher Dienst OÖ Adresse: Volksgartenstraße 34, 4020 Linz, Telefon: 0732 65 42 66-0 E-Mail: ooe@goed.at, Web: ooe.goed.at Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 8:00 bis 15:00 Uhr, Freitag 8:00 bis 12:00 Uhr Medieninhaber: Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (GÖD), Landesvorstand Oberösterreich, 4020 Linz, Volksgartenstraße 34, Telefon: 0732 65 42 66-0, E-Mail: ooe@goed.at ZVR-Nummer: 576439352; Landesvorsitzender: LAbg. Dr. Peter Csar, peter.csar@goed.at Chefredakteur: Werner Gschwandtner, werner.gschwandtner@goed.at Chef vom Dienst: Hubert Steininger, hubert.steininger@goed.at Grundlegende Richtung: Das GÖD-Infomagazin ist ein unabhängiges Medium, das den GÖD-Mitgliedern in Oberösterreich kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Presseförderungen oder finanzielle Unterstützungen, sei es von öffentlichen Körperschaften (Steuergelder), Parteien, werden und wurden nie in Anspruch genommen. Das Infomagazin entspricht jenen Grundsätzen, die in den Statuten und der Geschäftsordnung der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (Fassung gemäß Beschluss durch den 14. Gewerkschaftstag der GÖD) festgehalten sind. Herstellung: BTS Druckkompetenz GmbH, 4209 Engerwitzdorf Fotos: Fotoarchiv ÖGB/GÖD-OÖ, Harrer, LPA, Wakolbinger, Adobe Stock, BMI/Gerd Pachauer, Gorup, BMLRT/Paul Gruber, EurothermenResorts. 12 Hervorra- gende Arbeit trotz schwie- riger Zeiten 3 Editorial 4 Föderalismus trägt in der Krise 6 Polizei- und Gewerkschaftsarbeit in Zeiten der Corona-Krise 8 Im Nachhinein wissen es alle besser! 10 Covid-19 Leistungsträger stellen sich vor 11 Förster des Jahres 2020 11 Beratung bei Behinderung und chronischer Erkrankung 12 Dienstrecht: Urlaub – Teil 2 13 Bewährungsprobe Corona 14 GÖD Frauen: COVID-19 Herausforderung für Familien mit Kindern 15 GÖD-Serviceangebote Die Corona Krise und ihre Aus- und Nach- wirkungen haben uns nach wie vor fest im Griff. Sie fordert sowohl auf Personalver- tretungs- als auch auf Gewerkschaftsebene aufgrund vieler Umstrukturierungen und vieler oft kurzfristigen Änderungen vollen Einsatz. Wie lange uns die Krise mit ihren Auswirkungen begleiten wird ist derzeit nicht abschätzbar. Viele Bereiche des öffentlichen Dienstes von der Gesundheit bis zur Sicherheit, aber auch im Verwaltungsdienst und Bildungs- bereich etc. leisteten und leisten in dieser schwierigen Zeit hervorragende Arbeit. Ihnen gebührt Anerkennung und Dank von uns allen. Das Sekretariat der GÖD OÖ war und ist für Angelegenheiten unserer Mitglieder immer erreichbar. Seit 18. Mai 2020 sind wir auch persönlich wieder für unsere Mit glieder von Mo bis Do, von 8 bis 15 und Fr von 8 bis 12 Uhr in gewohnter Weise und im vollem Umfang in der Volksgartenstraße 34, 4020 Linz, anwesend. Ich wünsche Ihnen für die bevorstehende Urlaubszeit viel Erholung, vor allem aber, dass Sie gesund bleiben und verbleibe Mit gewerkschaftlichem Gruß Liebe Kollegin, lieber Kollege! Hubert Steininger GÖD-OÖ Landessekretär 1511 14 22Von heute auf morgen war man mit einem bislang nur als Randthema aufgetretenen Phänomen konfrontiert: Homeoffice. Wie dieser zwangsverordnete Feldversuch unsere Arbeitswelt nachhaltig verändern wird, wirft viele spannende Fragen auf und wird uns intensiv beschäftigen. Beschäftigen werden uns aber auch andere Nachwir- kungen: der Einbruch der Wirtschaft ist enorm. Es ist da- her richtig und in unser aller Interesse notwendig, dass diese so schnell wie möglich wieder auf die Beine kommt. Auch mit staatlicher Unterstützung in einer nie dagewe- senen Größenordnung. Am Ende des Tages werden wir alle gemeinsam einen Teil dieser Last zu tragen haben. Zusammenhalt ist gefragt. Leider kommen schon jetzt die üblichen Verdächtigen aus der Deckung, die in dieser Situation ein Sonderopfer des Öffentlichen Dienstes ein- fordern und gekonnt eine Neiddebatte anzetteln. Die im „geschützten Bereich“ werden ausgespielt gegen jene, die von Arbeitslosigkeit bedroht sind. Die GÖD hat immer das Große-Ganze im Auge. Ober- flächliche Neiddebatten werden wir aber nicht ohne Wi- derspruch hinnehmen. Wir werden den gesellschaftlichen Zusammenhalt selbst nach Kräften unterstützen – aber auch von den anderen einfordern. Ihr/Euer Dr. Peter Csar, Landesvorsitzender GÖD-OÖ Magazine wie jenes, das Sie gerade in Händen halten, bewegen sich in Zeiten wie diesen auf dünnem Eis. Denn allzu leicht kann das geschriebene Wort von heute schon wieder völlig überholt sein, wenn es dann die Druckerei verlässt. Bei der letzten Ausgabe ist es uns so ergangen. Sie wurde knapp vor Corona geschrieben und ist am Anfang des Lockdowns erschienen. Pech gehabt. Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Gesellschaftlicher Zusammenhalt Zwischenzeitlich ist die Welt eine andere. Das Erfreuliche: das Krisenmanagement der Bunderegierung hat Österreich mit den rigorosen Maßnahmen zu einem der erfolgreichsten Länder in der Bekämpfung der Pande- mie gemacht. Zumindest lässt sich das anhand der Erkran- kungszahlen auf den ersten Blick attestieren. Ein zweiten Blick zeigt aber auch eines auf: dieser Erfolg ist nicht nur einem guten Ad-hoc-Management geschuldet, sondern insbesondere dem Umstand, dass Österreich mit einem leistungsfähigen Öffentlichen Sektor einfach besser auf eine Krise wie diese vorbereitet ist. Nehmen wir unser Gesundheitswesen . Wenn es einen Beweis gebraucht hätte, dann hat ihn COVID19 geliefert, dass es besser und stabiler als jenes anderer Länder ist. Das hat seinen Preis. Doch die dramatischen Bilder aus anderen europäischen und internationalen Ländern ha- ben gezeigt, wie hoch der Preis der Alternative ist. Bei einer Pandemie ist die Währung nicht Euro, sondern Menschen- leben, in der gezahlt wird. Dementsprechend ruhig ist es zuletzt um jene Gesundheitsökonomen geworden, die mit dem Rechenstift in der Hand ständig eine Reduzierung der Spitalsbetten auf internationales Niveau gefordert haben. Österreich hat sich in der Corona-Krise in allen Berei- chen auf seinen Öffentlichen Dienst verlassen können. Sei es im Sicherheitssektor, in der Verwaltung – die Bezirks- hauptmannschaften als regionale Krisenstabszentren sei- en hier besonders erwähnt – oder auch im Bildungssektor, wo man von heute auf morgen mit viel persönlichen En- gagement und Improvisationsfähigkeit auf die Schließung der Häuser reagieren musste. Das digitale Potential der Verwaltung hat sich nicht nur bewährt, es erfuhr in der Krise einen enormen Schub. Die GÖD hat immer das Große-Ganze im Auge 3GÖD-Politik Föderalismus trägt in der Krise 4Föderalismus hat sich in der Krise einmal mehr als sehr tragfähig ausgezeichnet Markus Larndorfer Vorsitzender der GÖD-Landesverwaltung OÖ, Mitglied des Bundesvorstandes Erfolg hat bekanntlich immer viele Väter – Misserfolg hingegen bleibt ein Stiefkind. Im Fall der Covid-19-Krise sprechen aber Fakten für sich: Österreich und einige andere Länder haben die Pandemie bislang besser – sprich schneller und mit weniger Toten – gemeis- tert. Bloß Glück gehabt? Wohl nicht. Die besseren Regierenden? Mit gro- ßer Wahrscheinlichkeit. Bessere Strukturen? Mit Sicherheit. Ein Blick auf die europäische Land- karte und der Vergleich der poli tischen Systeme in den einzelnen Staaten zeichnet dabei ein klares, anhand von Zahlen und Fakten überprüfbares Bild. Staaten mit stärker föderal ausgerich- teten Strukturen wie Deutschland, die Schweiz oder Österreich sind besser durch die Krise gekommen als traditi- onell zentralistisch gesteuerte Staaten wie Frankreich, England oder Spanien. Komplexität von Entscheidungs- prozessen und das zähe Ringen um Kompromisse in föderalen Systemen stehen oft in der Kritik. Dem Mehrauf- wand steht aber überproportional ein Mehrwert gegenüber. Entscheidung und Vollzug möglichst nahe am Bür- ger sorgen für höhere Praktikabilität und Akzeptanz. Subsidiarität – also das Prinzip wonach Entscheidungen nur dann nach oben abgeben werden, wenn die untere Ebene oder das In- dividuum dies nicht alleine zu regeln vermag – stärkt Eigenverantwortung und Partizipation. Insofern ist Födera- lismus nicht nur eine Frage von effizi- enten Strukturen, sondern auch von lebendiger Demokratie. In der Krise haben sich solche Werte besonders bewährt. Ein Beispiel: Nicht lange her, da ha- ben maßgebende Politiker*innen und Interessensvertreter den Bezirks- hauptmannschaften ihre Existenzbe- rechtigung generell in Abrede gestellt. Das könne man ja auch alles von Linz aus regeln, digitalisieren, und auch sonst wäre den Menschen der Weg in die Landeshauptstadt ja zumutbar. In der Praxis sind diese Servicezen- ten der Oö Landesverwaltung schon in „Friedenszeiten“ ein Segen für die Menschen und die Wirtschaft- streibenden in den Regionen. Nun in der Krise haben die Bezirksver- waltungsbehörden ihre Unver- zichtbarkeit aber wieder beson- ders eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Sie sind an der Schnitt- stelle zwischen Gemeinden, Blaulichtorganisationen und den Landesbehörden die regionalen Kompetenzzentren für Krisenma- nagement – egal ob gerade ein Jahrhunderthochwasser oder ein Virus die Menschen gefährdet. Darum: schätzen wir den Wert eines leistungsfähigen Öffentli- chen Dien stes. Und lassen wir uns den Föderalismus nicht madig machen. Er hat sich in der Krise einmal mehr als sehr tragfähig ausgezeichnet. 5Exekutivgewerkschaft Polizei- und Gewerkschafts arbeit in Zeiten der Corona-Krise Niemand kann es mehr hören, das Wort „Corona“! Es hat die letzten Monate unfreiwillig unseren gesamten Alltag bestimmt, privat und beruflich vieles auf den Kopf gestellt, unsere gewohnten Abläufe beeinflusst und den Umgang mit unseren Mitmenschen verändert. Noch vor wenigen Monaten hätte niemand für möglich gehalten, dass ein aus Asien eingeschleppter Virus unser ganzes Land, ja ganz Europa und weite Teile der Welt lahmlegt. Auch die gewohnte und gut organisierte Polizeiar- beit in Österreich musste aufgrund der neuen Situation in einen Krisenmodus übergeleitet werden. Von Ände- rungen in der Dienstplanung über neue Vorgaben für den Umgang mit den eigenen Kolleginnen/Kollegen, die Einschränkung vieler Sonderverwendungen bis hin zu veränderten Anforderungen im Umgang mit Parteien musste vieles angepasst werden, um einerseits die Ge- sundheit der Kolleginnen und Kollegen und andererseits die Sicherheit der österreichischen Bevölkerung in dieser Krise sicherstellen zu können. Durch die Anordnung die- ser spontan notwendigen, dienstlichen Änderungen war natürlich auch die Polizeigewerkschaft gefordert, alle vom Dienstgeber gesetzten Maßnahmen auf ihre Ver- hältnismäßigkeit zu prüfen, die sich ständig ändernden Vorgaben und Anordnungen zu evaluieren, Härtefälle und finanzielle Nachteile abzufedern, zur richtigen Zeit Verhandlungen mit dem Dienstgeber zu führen und er- forderlichenfalls Rechtschutz zu gewähren. Es war für alle , auch für Gewerkschaft und Personal- vertretung, eine herausfordernde Zeit, die wir gerade erlebt haben, aber auch eine, auf deren Bewältigung wir stolz sein können. Der gesamte öffentliche Dienst und hier insbesondere die Polizei haben wieder einmal be- wiesen, dass sie ein Garant dafür sind, dass in unserem Land auch in Krisenzeiten alles geordnet, vernünftig und sicher abläuft. Im Nachhinein Maßnahmen und Vorgaben zu kritisieren und alles besser zu wissen, wie es derzeit in manchen populistischen Kreisen wieder in Mode kommt, ist billig und unseriös. Es muss hier die ex ante-Beurtei- lung als Maßstab herangezogen werden: Was erschien an Maßnahmen in den einzelnen Krisenphasen vernünftig und verhältnismäßig. Und wann war für die Verantwortli- chen der beste Zeitpunkt, eine angeordnete Maßnahme wieder zurückzunehmen. Die Zusammenarbeit zwischen dem Krisenstab der Landespolizei- direktion OÖ und der Polizeigewerk- schaft/Personalvertretung hat hier sehr gut funktioniert; auch der Infor- mationsfluss durch die laufenden Videokonferenzen, de- ren Inhalte wir sofort über unsere GBA/DA-Vertreter in den Städten und Bezirken an die Kollegenschaft weiter- gegeben haben. Finanzielle Verluste durch nachträgliche Abänderung von Dienstplänen oder durch neue Vorga- ben, von verfügten gerechtfertigten Abwesenheiten bis zur angeordneten Umwandlung von Journaldiensten in Überstunden, konnten durch Verhandlungen mit der LPD-Führung verhindert werden. Durch das Sicherstellen einer möglichst geringen Durchmischung der Kollegenschaft bei der Dienstver- richtung konnten auch die Corona-Ansteckungszahlen innerhalb der Polizei auf einem sehr geringen Niveau ge- halten werden; und das trotz der vielen unvermeidlichen Kontakte mit Parteien bei den zu führenden Amtshand- lungen. Gott sei Dank bleibt uns durch die rechtzeitig ge- setzten Maßnahmen, aber auch durch die Vernunft und den Hausverstand jedes Einzelnen, ein Szenario erspart, dass – wie der Blick auf viele andere EU-Staaten zeigt – jedenfalls auch uns widerfahren hätte können. Bei der Ahndung von Verstößen gegen die Verordnun- gen zur Corona-Bekämpfung wurde oftmals von Kolle- ginnen und Kollegen die schlechte Transparenz kritisiert, was nun gesetzliche Vorgabe und was nur eine Empfeh- lung des Gesundheitsministers sei. Trotz dieser oftmals unklaren Anweisungen und Handlungsvorgaben ist aber eines Fakt: Die Polizei ist mit dieser Ausnahmesituation mit viel Fingerspitzengefühl, sachlich und menschlich umgegangen. Im Vordergrund stand stets die Bewusst- 6Markus Kitzberger StV Vorsitzender PolGew OÖ Es ist Zeit, dass der Dienstgeber seinen Bediensteten die not- wendige Wertschätzung entgegenbringt seinsbildung in der Bevölkerung und nicht die Einhebung von möglichst vielen Strafgeldern. Auch die Bundesleitung der Polizeigewerkschaft unter dem Vorsitz von Reinhard ZIMMERMANN hat in der Kri- senzeit bewiesen, wie wichtig gute Gewerkschafts- und PV-Arbeit gerade in einer solchen Ausnahmesituation ist. Mit viel Feingefühl und klar erkennbarer Nachdrück- lichkeit wurde der Verhandlungsweg durch die Krise be- stritten. Oftmals ist es ein schmaler Grat zwischen dem, was zur erfolgreichen Bewältigung einer solchen Krise an Maßnahmen des Dienstgebers toleriert werden kann und muss und dem, was offensichtlich über das notwen- dige Ausmaß hinausgeht und als erheblicher Nachteil für die Kollegenschaft abgewendet werden bzw. verbessert werden muss. Ich glaube, dieser Weg ist sehr gut gewählt worden, wenngleich auch hier von manchen, die selbst nicht in der Verantwortung standen und nicht selbst ver- handeln mussten, jetzt kritisiert wird, warum dieses und jenes nicht anders angegangen oder gelöst worden ist. Einerseits mussten unsere Polizistinnen und Polizisten in den letzten Monaten stets im ansteckungsgefährli- chen Einsatz stehen und viel Flexibilität und Geduld be- weisen. Nicht nur das: Es gab bei Amtshandlungen neben Beschimpfungen und Bespucken auch einigen gewalttä- tige, uneinsichtige Besserwisser, die einschreitende Exe- kutivorgane zum Teil erheblich verletzten (der gewerk- schaftliche Rechtsschutz war da wieder ein sehr nützli- ches Instrument zur Unterstützung der betroffenen Kol- leginnen und Kollegen). Andererseits zeigt ein Blick auf die aktuellen Gegebenheiten in der Privatwirtschaft aber auch, dass uns als öffentlich Bediensteten so manche Sorge und so manches Problem erspart geblieben ist, welches in der Privatwirtschaft nun richtig durchschlägt: Kündigungswellen, Negativrekorde bei den Arbeitslosen- zahlen, Kurzarbeit, Zukunftsängste, ganze Branchen, die um ihre Existenz bangen usw.! Unser Ziel als Gewerkschafter und Personalvertreter ist es nun, aus den Erfahrungen dieser Corona-Krise zu lernen und beim Dienstgeber dauerhafte Verbesserun- gen für die Kollegenschaft zu erwirken. Von manchen in der Krise geschaffenen, neuen Ar- beitsabläufen, die sich besser bewährt haben als jene vor der Krise praktizierten, bis hin zur Forderung, dass die Dienststellenreinigung verbessert werden muss, weil Hygiene und Desinfektion nun auch zukünftig ein grö- ßerer Stellenwert zukommt als vor der Krise: Es ist eine lange Liste an Vorschlägen und Forderungen, die wir in den nächsten Monaten mit dem Dienstgeber verhandeln werden! Denn die Polizistinnen und Polizisten in Österreich haben bewiesen, dass sie in der Krise zusammenste- hen und alles geben, um diese zu bewältigen. Nun ist es Zeit, dass auch der Dienstgeber seinen Bediensteten die notwendige Wertschätzung entgegenbringt und die berechtigten Anliegen der Kollegenschaft ernst nimmt. Wir stehen für die diesbezüglichen Verhandlungen bereit und fordern diese auch ein! 7Lehrergewerkschaft Im Nachhinein wissen es alle besser! Jetzt wissen plötzlich alle, wie die „Corona-Krise“ zu bewältigen gewesen wäre. Seit einigen Wochen schaut unsere Welt, sei es daheim, im öffentlichen Leben, aber auch im Schulalltag anders aus. Anfang März wurde ein „Fahrplan“ für die Schulen erstellt, und es hieß, der Unterricht an den Pflichtschulen endet am Mittwoch, 18.3.2020. Der be- ängstigende Anstieg der Corona-Er- krankungen veranlasste die Regierung zu einem schnelleren „AUS“ für den Unterricht an den Schulen. Am Frei- tag, 13.3.2020, gegen Mittag erhielten die Schulen die Information, dass am Montag die Kinder bereits zu Hause bleiben sollen. Die Schulen waren nie geschlossen, denn es konnten immer die Kinder aus „systemrelevanten“ Be- rufsgruppen zur Betreuung geschickt werden. Vorerst galt diese Form des Unterrichts bis Ende der Osterferien. Leider waren die Zahlen noch immer zu hoch, daher musste das „Distan- ce-Learning“ verlängert werden. Die Betreuung wurde aber erweitert, das hieß, dass alle ihre Kinder zur Betreu- ung anmelden konnten, unabhängig von der beruflichen Tätigkeit der Eltern. Unsicherheiten für dieses abrup- te „Herunterfahren“ waren vorpro- grammiert. Noch viel schwieriger zeig- te sich allerdings das „Hochfahren“, das eine große Herausforderung bezüglich der Organisation besonders für die Schulleiterinnen und Schulleiter war. Spannend war, dass die Bevölkerung 8Für ein profes- sionelles Krisen- management ist die Einbindung der Sozialpartner- schaft unabdingbar Petra Praschesaits Vorsitzender Stellvertreterin GÖD-Oberösterreich durch sehr viele Pressekonferenzen in- formiert wurde, und leider wurden die gehaltenen Reden oft für den sofort geltenden Gesetzestext gehalten. Das war nicht nur im schulischen Bereich so, sondern bereitete auch anderen Bereichen widersprüchliche Umset- zungen. Bildungsminister Dr. Heinz Faßmann sagte z. B. bei der Pressekon- ferenz: „Der Schichtbetrieb – 3 Tage Unterricht, 2 Tage Hausübungstage“ – mit der halben Klasse wird wochen- weise gewechselt.“ Tatsächlich wurde die Organisation in die Autonomie der Schulen gelegt. Da waren selbstver- ständlich unterschiedliche Einteilun- gen von Geschwisterkindern durchaus möglich. Für die Schulen war das Hochfah- ren ein Zick-Zack-Kurs mit Meldun- gen seitens der Bildungsdirektion, meistens am Freitag, oft auch erst am Nachmittag. Kaum war ein Etappen- plan „draußen“ und die Organisation vermeintlich auf Schiene, musste von vorne gestartet werden. So wurde seit April vom Ministerium kommuniziert, dass Lehrerinnen und Lehrer mit An- gehörigen der Risikogruppe im selben Haushalt weiterhin von zu Hause aus arbeiten dürfen. Leider wurde diese Re- gelung vom Land Oberösterreich nicht übernommen – diese Information kam am Freitag, 8. Mai, am Nachmittag an die Schulen. Für Diskussion sorgten auch die frei- willigen Tage, Ostern wurden die Lehrer noch gelobt, denn bezahlt wurde ihre zusätzliche Arbeit nicht! Autonome Tage, die vom Schulforum demokra- tisch beschlossen worden sind, sollten ersatzlos gestrichen werden. Man fand einen Kompromiss und zählte wieder auf die Freiwilligkeit – gelungen – 80 % der Schulen haben Betreuung angebo- ten. Aus meiner Sicht ist es wichtig und notwendig, aufzuzeigen, dass gerade in einer Krisensituation die Sozialpart- nerschaft gelebt werden muss. Eine Standes- und Personalvertretung kann nicht tatenlos zusehen, wie Schullei- terinnen und Schulleiter sowie auch Lehrerinnen und Lehrer Anweisungen ohne jegliche Einbindung der Sozial- partner über die Presse mitgeteilt be- kommen. Als Gewerkschaft und Per- sonalvertretung ist es unsere Aufgabe, Verschlechterungen abzuwehren und die beruflichen, wirtschaftlichen, sozi- alen, kulturellen und gesundheitlichen Interessen der Bediensteten zu wahren und zu fördern (siehe § 2 Abs. 1 Bun- des-Personalvertretungsgesetz). Sehr nachdenklich stimmt mich der Neid. Dieser wurde mit zunehmen- den Einschränkungen und mit der Zeit deutlich spürbar. Die Anwesenheit der Schulleiter war z.B. von Beginn an ein Muss, wobei über diese Notwendigkeit durchaus zu diskutieren gewesen wä- re. Folglich waren auch immer Lehr- kräfte für die Betreuung eingeteilt. Mit zunehmenden Schülerzahlen wurde dieser Einsatz mehr und natürlich auch personalintensiver. Derzeit läuft der Schichtbetrieb und es ist für den Großteil der Bevölke- rung leider immer noch zu wenig, was in den Schulen geleistet wird. Schule kann jedoch nicht die alleinige Einrich- tung sein, die für die Kinderbetreuung zuständig ist, Schule ist eine Bildungs- einrichtung! Die Problematik der vergangenen Wochen war, es abzuschätzen, wel- che Entscheidungen der Gegenwart gravierende dienstrechtliche Folgen für die kommenden Jahre nach sich ziehen könnten. Zu allen dienstrecht- lichen Fragen gibt es naturgemäß un- terschiedliche Zugänge. Zum Wesen einer Demokratie aber gehört es, über Sachfragen zu diskutieren und trag- fähige Lösungen auszuarbeiten. Zeit- druck war und ist diesbezüglich kein guter Ratgeber! Ich bin mir der besonderen Belas- tung von Schulleiterinnen und Schul- leitern sowie Lehrerinnen und Lehrern bewusst und vertraue auf das große Engagement der Kolleginnen und Kol- legen. Gleichzeitig ersuchen wir aber dringend, Anzeichen von Überlastung keinesfalls zu ignorieren! Es darf nicht passieren, dass unsere Pädagoginnen und Pädagogen durch ihren Beitrag zur Krisenbewältigung ins Burn-out getrie- ben werden. 9Next >